Freitag, 30. Dezember 2016
Carol oder Salz und sein Preis

Hallo ihr Lieben! :-)

Hier kommt auch schon die erste Buchempfehlung: Carol oder Salz und sein Preis von Patricia Highsmith.

In dem Roman geht es - wie könnte es anders sein - um zwei Frauen. Die neunzehnjährige Therese arbeitet in einem Kaufhaus, aber eigentlich ist sie Bühnenbildnerin. Sie ist mehr oder weniger verlobt mit ihrem Freund Richard, aber sie liebt ihn nicht und weiß, dass sie das niemals tun wird.
Carol dagegen ist bereits dreißig Jahre alt und hat eine Tochter, die sie über alles liebt. Mit ihrem Mann versteht sie sich allerdings schon länger nicht mehr gut, die beiden leben getrennt und sind dabei, die Scheidung abzuwickeln.
Als Therese Carol zum ersten Mal im Kaufhaus trifft, ist sie sofort fasziniert von ihr. Sie schreibt ihr eine Weihnachtskarte, die beiden treffen sich immer öfter - und auch Carol lernt das junge, lebensfrohe Mädchen lieben.
So einfach, wie die Beiden sich ihre Beziehung ertäumt haben, ist sie allerdings bei Weitem nicht. Während Richard Thereses Gefühle "nur" für eine vorübergehende Laune hält, fühlt Carols Mann sich von ihr regelrecht betrogen. Er lässt ihr nachstellen und droht sogar damit, dass sie ihre Tochter nie wieder sehen darf, solange sie Kontakt zu Therese hat.
Wie wird sich Carol entscheiden?

Ich habe das Buch nach meinem Coming Out geschenkt bekommen, mit den Worten: "Ich weiß, dass das nicht so dein Genre ist, aber vielleicht interessiert es dich ja." Was in beiderlei Hinsicht absolut richtig war. Normalerweise lese ich am liebsten Fantasy-Bücher, nur selten ist ein Science-Fiction-Roman oder ein Krimi dabei. Liebesromane haben mich bislang gar nicht interessiert - zu kitschig, zu klischeehaft und mit den Figuren konnte ich mich auch nie wirklich identifizieren.
Aber Carol konnte mich wirklich fesseln.
Ich denke, das liegt vor allem an drei Dingen:

1. Der Roman ist überhaupt nicht kitschig.
Na gut, die Liebe auf den ersten Blick ist vielleicht etwas idealisiert. Aber die Beziehung der Beiden, Thereses Unsicherheit und Unerfahrenheit sowie Carols Zweifel sind wirklich gut und authentisch beschrieben. Dabei schwankt der Schreibstil zwischen schlichten, unaufgeregten Beschreibungen und poetischen Metaphern, was das Lesen sehr angenehm macht.

2. Mit den Figuren kann ich mich gut identifizieren.
Einerseits kann ich Therese sofort verstehen. Sie ist jung und ein wenig schüchtern, aber überwältigt von dem berauschenden Gefühl, zum ersten Mal verliebt zu sein.
Andererseits kann ich mich aber auch in Carol gut hineinversetzen. Sie hat bereits deutlich mehr Lebenserfahrung und viel zu verlieren. Deshalb kann sie sich nicht mit demselben blinden Vertrauen auf diese Beziehung einlassen wie Therese.
Die Männer dagegen bleiben etwas blass, sie sind gewissermaßen die Antagonisten, in die man sich nur schwer hineinversetzen kann. Aber ich denke, das soll man auch gar nicht, schließlich geht es ja um Therese und Carol.

3. Die Geschichte ist wirklich spannend.
Und das bleibt sie auch bis zum Ende. Immer wieder gibt es Überraschungen oder plötzliche Wendungen, sodass man bis zuletzt nicht weiß, wie die Geschichte ausgehen wird. Ich werde es hier natürlich auch nicht verraten. ;-)

Ihr merkt schon, ich bin völlig begeistert von dem Roman und könnte noch ewig davon erzählen. Aber ich denke, ich habe erstmal genug geschrieben und hoffe, euch damit ein bisschen neugierig gemacht zu haben.
Wenn ihr das Buch auch kennt, schreibt mir doch mal, wir ihr es findet, ich würde mich freuen. :-)
Viele liebe Grüße
Eure Merle

P.S.: Der Roman wurde auch verfilmt, mit Cate Blanchett als Carol. Bislang habe ich den Film nicht gesehen, aber ich werde das auf jeden Fall nachholen.

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